9/2023 12 Und wer erklärt’s den Patienten? Auch ein weiterer wichtiger Punkt, der über den Erfolg der Digitalisierung mitentscheidet, ist noch nicht geklärt: Wer hilft eigentlich den Patienten dabei, sich in der digitalen Zukunft zurechtzufinden? „Wenn einer meiner Patienten ein digitales Angebot wahrnimmt, dann habe ich ihm das vorher erklärt. Dann habe ich das Vertrauen dafür aufgebaut. Das ist im Einzelfall sicher mal möglich, aber auf keinen Fall in der notwendigen Breite. Wer macht das denn dann?“, fragte Hausarzt Peter Münster in die Runde. Ausgerechnet in Zeiten des so genannten „Patienten-Empowerments“ bleibt diese Frage vorerst unbeantwortet. Ein Defizit, das schnellstens beseitigt werden sollte. Denn in Bezug auf die Rolle der Patienten bei der Digitalisierung geht es nicht nur darum, technische Abläufe und Datenschutzstandards zu erläutern. Man muss möglichst alle Patientengruppen mitnehmen, sie aktiv einbinden. Erst wenn die Patienten die Vorteile beispielsweise einer Videosprechstunde erleben, werden sie digitale Lösungen als vollwertiges Versorgungsangebot akzeptieren. Fazit Der KVWL-Jahreskongress zu den Themen Digitalisierung und Sicherstellung hat gezeigt, dass die grundsätzliche Bereitschaft da ist, diese Themen miteinander zu verknüpfen und umzusetzen. Wichtig: Die ambulante Medizin startet nicht bei null, wie die Beispiele aus Praxis und Verwaltung eindrucksvoll gezeigt haben. Positiv fiel zudem auf, dass es in vielen Beiträgen um Möglichkeiten, Chancen und Strukturverbesserungen mit den Mitteln der Digitalisierung ging – und nicht in erster Linie um Gefahren und Risiken. Zu oft müssen die Erfordernisse des Datenschutzes und der Datensicherheit als Begründung dafür herhalten, die Dinge gar nicht erst anzugehen. Der Schutz sensibler Daten kann kaum hoch genug priorisiert werden. Wo aber bürokratische Vorgaben die digitale Entwicklung in Deutschland hemmen oder sogar zum Stillstand bringen, stehen große Internetkonzerne bereit, um dieses Feld zu übernehmen. Denn, wie Jörg Heynkes es in seinem Impulsvortrag richtig festgestellt hat: „Die Digitalisierung kommt nicht auf uns zu. Sie ist längst da!“ -ms
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