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KVWL kompakt - September 2021

Psychotherapie-Richtlinie und -Vereinbarung geändert: Gruppentherapie wird gefördert und Gutachterverfahren vereinfacht

Die Delegation von

Die Delegation von Leistungen aus dem hausärztlichen Tätigkeitsspektrum ist für Hausärztinnen und Hausärzte gelebter Alltag. Viele von uns investieren viel Geld in die Aus- und Weiterbildung ihrer Praxisteams. Da ist es nur folgerichtig, entsprechend qualifizierten Mitarbeiterinnen auch neue Aufgaben zu übertragen. Die Verantwortung bleibt in jedem Fall bei uns Ärzten – insofern kann die Ausweitung der Delegation - nach meiner Auffassung - niemals in eine „schleichende Sub stitution“ umgedeutet werden! Dr. med. Volker Schrage, stellv. Vorstandsvorsitzender der KVWL und niedergelassener Hausarzt 9/2021 18 der Delegation organisatorischer bzw. administrativer Leistungen wegen möglicher juristischer Folgen zu riskant sei. Das Meinungsbild zur Delegation weiterer ärztlicher Tätigkeiten stellt sich folgendermaßen dar: Eine Zeitersparnis wird hier nur von 65 Prozent bejaht. Nur rund 50 Prozent der Ärzte erwarten, dass dies die Arbeitszufriedenheit insgesamt steigern würde. 60 Prozent lehnen die Delegation der „Beurteilung des Schweregrads einer Krankheit“ sowie die „Einschätzung eines psychischen Zustands eines Patienten“ ab Skepsis überwiegt auch bei der Delegation von „Beratung zum Gesundheitsstatus bzw. zu Therapien“ (Ablehnung von 55 Prozent) Im Bereich der weiteren Delegation ärztlichen Tätigkeiten sehen die Befragten ein deutlich größeres juristisches Risiko (ca. 20 Prozent) sowie die Gefahr eines Vertrauensverlustes bei den Patienten Bleibt noch die Frage zu beantworten, bei welchen Leistungen die Hausärztinnen und Hausärzte weiteres Delegationspotential sehen. Hohe Zustimmungswerte ergab die Befragung unter anderem bei der Erhebung des Impfstatus (40 Prozent), bei der Beratung zum Erhalt der Selbstständigkeit im häuslichen Umfeld (40 Prozent) sowie mit 34 Prozent bei der Unterstützung der Patienten bei der Lebensstiländerung. Mit Einschränkungen wird auch beim Wundmanagement noch Potential gesehen (22 Prozent). Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die befragten Hausärztinnen und Hausärzte das weitaus größere Delegationspotential im Bereich der Praxisorganisation sehen. Das ärztliche „Kerngeschäft“ rund um Anamnese, Diagnose und Therapie von Krankheiten eignet sich nach Ansicht vieler unter anderem aufgrund ungeklärter Haftungsfragen und der erforderlichen Qualifikationen weniger gut für eine Ausweitung delegationsfähiger Leistungen. 45 Prozent der Befragten sind darüber hinaus der Meinung, dass eine weitere Delegation ärztlicher Tätigkeiten nur nach einer vertieften Fortbildung der MFA denkbar wäre. Möglicherweise liegt hier ein Schlüssel für weitere Maßnahmen. Vieles spricht dafür, dass die Delegationsvereinbarung auch zukünftig mit Augenmaß weiterentwickelt werden muss. -ms

Aus meiner Sicht geht an der Delegation ärztlicher Leistungen oder besser: der Ausweitung der professionübergreifenden Zusammenarbeit auf Augenhöhe kein Weg vorbei. Wir haben in unserer Praxis beispielsweise zwei Mitarbeiterinnen speziell für die Wundversorgung weiterqualifiziert. Ein Aufgabenbereich, der sehr viel Zeit und auch persönliche Zuwendung erfordert. Diese Zeit fehlt uns Hausärzten im Praxisalltag leider oft. Da wir im Team eng zusammenarbeiten und uns ständig austauschen, sehe ich überhaupt kein Problem darin, für Leistungen, die von gut qualifizierten und durch die tägliche Praxis bestens trainierten Mitarbeiterinnen übernommen werden, die Verantwortung zu tragen. Dr. Hendrik Oen, Hausarzt aus Münster Delegation nach Ort und Qualifikation der Ausführenden (Prozentzahl der Responder, Mehrfachnennungen möglich) Heimbesuche 28,6 31,9 20,3 7 25,2 Hausbesuche 35,4 34,9 21,6 13,1 22,7 Praxistätigkeiten 72,3 31,6 23,5 5,3 9,8 MFA weiterqualifizierte MFA Ärzte Andere keine Delegation Die Befragung Insgesamt 2.416 Hausärztinnen und Hausärzte (HA) in NRW an geschrieben (1.327 Nordrhein), Abschlussbericht veröffentlicht: 2017 Rücklaufquote: 762 HA (ca. 31,7 Prozent) Diese „Responder“ gelten als repräsentativ für die Hausärzteschaft in NRW, jedoch nicht repräsentativ für die Grundgesamt- heit bezogen auf das Thema Delegation (positive Verzerrung möglich)! Die Responder arbeiten im Schnitt 50,9 Stunden pro Woche. Die Mehrheit (70 Prozent) benötigt bis zu fünf Stunden pro Woche für administrative Tätigkeiten. Nahezu alle befragten Ärztinnen und Ärzte führen Haus- und Heimbesuche durch.

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